Künstlerkollektiv - Katharina Berndt, Tom Groll und Kuno Seltmann
Ein kleines Stück Rinde zeigt die Muster, die der Borkenkäfer in den Baum bohrt, in natura. Überdimensional, fast kathedralartig, findet sich dieses Muster an den großen Glasfenstern zum Museumsgarten als filigrane Scherenschnittarbeit wieder. Das Filigrane bildet ein Gegengewicht zu den wuchtigen, tonnenschweren Altpapierballen, die skulptural in den Raum greifen. Ergänzend dazu führt ein experimenteller Dokumentarfilm aussagekräftig vor Augen, wie es um den Wald bestellt ist und wo die eigentliche Ursache des Waldsterbens liegt.
Scherenschnitt, Altpapierballen und Dokumentarfilm gehören zusammen, sind Teil der raumgreifenden Installation „Reset the Forest“, mit der das Künstlerkollektiv Katharina Berndt, Tom Groll und Kuno Seltmann im Rahmen der „WWW WorldWideWunderkammer“ künstlerisch auf den Klimawandel und das Waldsterben aufmerksam macht. Der Mensch ist der Verursacher der Katastrophe. Ein Umdenken ist dringend vonnöten. Analog und digital rüttelt die dreiteilige Arbeit, zu der hintergründige Texte über den Borkenkäfer und den Harvester als Waldvollerntemaschine samt der durch sie verursachten Schäden gehören, auf.
Wer der Schädling ist, der Mensch oder der Käfer, drängt sich als Frage auf. Auch die von Guido Meyer eingesprochenen Texte, die zur Installation gehören, lassen aufmerken. Literarische Texte aus der Feder von Kästner, Heine und anderen sowie Fakten mischen sich zu einem eindrucksvollen Ganzen. Vom Waldsterben, dem Verschwinden von Insekten von Wiesen und Feldern und dem Sterben ganzer Spezies – nicht mehr umkehrbar – ist die Rede. Eine künstlerische Position greift eindrucksvoll in die andere.
Der Rohstoff Holz, den der Wald dem Menschen liefert, ist in den filigranen Scherenschnitten aus Druckerei-Restrollen gegenwärtig. Einen anderen Blick auf den Umgang mit Holz eröffnen die massiven Altpapierblöcke im Glasbau der Museen der Stadt Lüdenscheid. Bohrmaschinen stehen gleichsam für den Borkenkäfer, der die Blöcke (Bäume) zerstört. Das Analoge korrespondiert eng mit dem Digitalen, sprich dem Dokumentarfilm, in dem sich Bilder vom sterbenden Wald, von braunen, toten Fichten und großflächigen Baumfällarbeiten mit Bildern menschlichen Lebens, Autoverkehr und Freizeitvergnügen eindrucksvoll vermischen.
Die künstlerische Intervention verfolgt ein ganz konkretes Ziel: Die Rettung des Waldes. Es gilt verschiedene Interessengruppen an einen Tisch zu bringen. Mit dem Referenten Wilhelm Bode konnte ein Fortfachmann gewonnen werden, der zahlreiche Bücher, Leitfäden und Essay zum Thema verfasst hat.
Am 9. September ist Wilhelm Bode zu Gast in den Museen der Stadt Lüdenscheid, um mit Förstern, Waldbesitzern, Naturschützern, Bürgermeistern, Behörden, Vertretern der Industrie und Initiativen über „Reset the Forest“ zu diskutieren und Lösungsansätze zu entwerfen.