Leichtmetallregion und künftige Missionen zum Mars
Elon Musk wird vielleicht 2029 mit Spaceex auf dem Mars landen. Hermann Oberth und Wernher von Braun strebten im 20. Jahrhundert zum Mond. Otto Lilienthal und die Gebrüder Wright wollten den Traum vom Fliegen realisieren. Ja, und Ferdinand Graf von Zeppelin und Carl Berg realisierten die ersten Fahrten mit Luftschiffen über dem Bodensee bzw. Berlin. Der erste „Zeppelin“ – das war 1900 und nur möglich, weil der Unternehmer und Ingenieur Carl Berg aus Lüdenscheid bereit gewesen war, Leichtmetalltechnologie, Ingenieurleistungen sowie Erfahrungswissen in der Luftschifffahrt zur Verfügung zu stellen.
Erfahrungswissen in der Luftschifffahrt, Lüdenscheid?
Berg hatte 1889 von der Weltausstellung in Paris industriell erzeugtes Aluminium nach Lüdenscheid mitgebracht, um damit Versuche durchzuführen. Die Stadt lag in einer Industrieregion, die seit Jahrhunderten von der Metallweiterverarbeitung geprägt worden war. Berg entwickelte mit rasanter Geschwindigkeit sein Unternehmen zur Keimzelle der weltweit bedeutenden Aluminiumindustrie.
Er ging Wagnisse ein. 1892 lieferte er unter Mitwirkung seiner Ingenieure an den sog. Erfinder David Schwarz Komponenten für das geplante erste lenkbare Luftschiff der Welt nach St. Petersburg.
Da das Projekt scheiterte, unternahm er in Preußen-Deutschland einen zweiten Versuch. Ein funktionstüchtiges lenkbares Luftschiff hätte im Zeitalter eines aggressiven Nationalismus als „Kriegswaffe“ jeder Nation in Europa Überlegenheit in der Luft verschafft. Und an eines der Kriegsministerien in London, Paris, Wien, Berlin oder St. Peterburg wäre das Luftschiff zu Höchstpreisen verkauft worden.
Zeichen eines Epochenwandels
Es wurde zu einem spektakulären Ereignis. Und die damaligen Zeugen der Vorgänge auf dem Tempelhofer Feld dürften allein von der Größe des Luftschiffes mehr als überrascht gewesen sein – der Antriebskörper aus Aluminium war fast 40 Meter lang. Als es durch die Königlichen Luftschiffer aus der Luftschiffhalle gezogen wurde, entfaltete es eine ganz eigene Aura: seine Größe, das vollkommen unvertraute technisch-hochmoderne Erscheinungsbild, dazu die silbrig-glänzende Luftschiffhülle – alles das dürften Zeitgenossen als Zeichen eines Epochenwandels, als Aufbruch in die Zukunft wahrgenommen haben.
Am 3. November 1887 unternahm Bergs „Aluminium-Luftschiff“ seine erste und einzige, von der Witterung nicht begünstigte Fahrt über Berlin, der Hauptstadt des Deutschen Kaiserreiches. Berg entschied sich nach dieser Fahrt für eine Kooperation mit dem Luftschiff-Projekt des Grafen Zeppelin. Die Fahrt des ersten „Zeppelins“ (LZ 1) am 2. Juli 1900, annähernd drei Jahre nach der des „Aluminium-Luftschiffes“, war – genau wie zwei Folgefahrten – in technischer Hinsicht durchaus ein Erfolg.
In wirtschaftlicher Hinsicht gestaltete sich das durch die „Gesellschaft zur Förderung der Luftschifffahrt“ ermöglichte Unternehmen als Desaster, so dass die Gesellschaft Insolvenz anmelden musste. Berg unternahm daraufhin den Versuch, die wirtschaftliche, technische und ingenieurwissenschaftliche Dominanz über das Luftschiffprojekt zu gewinnen. Am liebsten hätte er den Grafen Zeppelin vertraglich zu einer Art Fahrversuchsleiter heruntergestuft. Bekanntlich ist ihm dies nicht gelungen. Der Luftschiff-Typus des Grafen wurde später zur beispiellosen Erfolgsgeschichte. Und noch heute geht etwas Faszinierendes von den am Himmel fahrenden Luftschiffen aus.
Symbol positiver Zukunftserwartungen
Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurden die Luftschiffe des Grafen Ferdinand von Zeppelin zum Symbol positiver Zukunftserwartungen der Deutschen und zugleich der Beweis der Leistungsfähigkeit deutscher Ingenieurskunst. Dabei wird ignoriert, dass die beinahe kultische Verehrung seiner Person und seiner Luftschiffe auf Entwicklungen fußte, die andere erarbeitet hatten, etwa Daimler-Motoren. Ingenieurwissenschaftlichtechnische und materielle Voraussetzungen der Zeppeline waren auch die Konstruktion und Produktion des Gerippes sowie anderer Leichtmetall-Komponenten. Sie waren es, die die mit Gas befüllten Luftschiffe ‚leichter als Luft‘ werden ließen. Und wo wurden sie bereits im vorletzten Jahrhundert zusammengesetzt und dann per Bahn nach Friedrichshafen expediert? Von Lüdenscheid aus – dort in der Innovationsregion, wo das Erfahrungswissen mit der Luftschifffahrt bereits vorhanden war.
Und? Ist unsere Region auch bei der Mars-Mission dabei? Es wird noch nicht verraten, was in der „Wunderkammer der Zukunft“ der innovativen Industrie der Innovationsregion mit Lüdenscheid in der musealen Mitte vorgeht. Vielleicht in den nächsten Monaten oder Jahren!